Reparieren muss wieder selbstverständlich werden

Anlässlich des bevorstehenden internationalen Repair-Day erklärt Tabea Rößner, Ausschussvorsitzende des Digitalausschusses und Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz:

Der internationale Repair Day lenkt die Aufmerksamkeit auf die Themen Reparatur, den anwachsenden Elektroschrott und nachhaltigen Konsum. Das ist gut und wichtig. Denn so können der Reparaturgedanke und die längere Nutzung von Produkten gesellschaftlich durchdringen. Reparaturen sind zudem ein wichtiges Instrument, um unserem Ziel, den Primärrohstoffeinsatz zu reduzieren und Abfälle zu vermeiden, näher zu kommen.

Ihre Geräte lieber Reparieren statt Wegzuwerfen – das wollen mehr als dreiviertel der Verbraucher:innen, wie eine europaweite Umfrage gezeigt hat. Die aktuelle Reparaturquote von nur zwei Prozent ist aber viel zu gering. Der Grund: Es fehlt Nutzerinnen und Nutzern die Handhabe, Reparaturen einzufordern, wenn Hersteller diese verwehren. Das muss sich ändern! Das Recht auf Reparatur soll den Anspruch mit einem durchsetzungsstarken Bundesgesetz und begleitenden Programmen fest verankern.

Es gibt viele gute Ideen, diese müssen aber jetzt auf den Weg gebracht werden. Wir sollten national mit gutem Beispiel vorangehen und nachhaltige und ressourcenschonende Vorhaben vorantreiben – ähnlich wie Frankreich mit seinem Reparaturindex, damit auch auf EU-Ebene etwas mehr Fahrt aufgenommen wird. Mich freut, dass zumindest ein  Förderprogramm „Reparieren statt Wegwerfen“ nun im Haushalt 2023 verankert ist. Doch auch bei anderen Projekten zur Stärkung des nachhaltigen Konsums brauchen wir dringend mehr Geschwindigkeit!

Ich wünsche mir weiter ambitionierte Vorstöße der Bundesregierung, die sich zukünftig auch prägnanter im Bundeshaushalt widerspiegeln. Wir brauchen verpflichtende Mindeststandards beim Produktdesign und Vorgaben zum Zugang zu Reparaturen. Das Reparaturmonopol der Hersteller behindert Verbraucher:innen, die nachhaltiger leben und konsumieren wollen. Auch herstellerunabhängige Werkstätten müssen die Möglichkeit haben, unkompliziert reparieren zu können. Für uns ist klar: Reparaturen müssen für Verbraucher:innen einfach, barrierefrei, bezahlbar und selbstverständlich sein.

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  1. Michael Fliehmann

    Das kann ich nur voll unterstützen und absolut bestätigen, dass Reparaturen oft leider die Ausnahme sind. Ich habe einige Jahre in diesem Sektor gearbeitet und dieser Umstand hat mich sehr geärgert, zumal das auch vom Anspruch her keine sehr befriedigende Arbeit ist.
    Jetzt bin ich gerade dabei, mich als Fahrradhändler und -mechaniker selbstständig zu machen. Da werde ich den Gedanken der Nachhaltigkeit sehr konsequent verfolgen und alles, was irgend möglich ist, reparieren. Da sind allerdings auch die Möglichkeiten dafür deutlich besser, als bei komplexer und stark integrierter Elektronik.

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