Kleine Anfrage zu Güterzugunglück in Unkel – Alternativtrasse dringlicher denn je

Zum Güterzugunglück in Unkel (Kreis Neuwied) hat die Grüne-Bundestagsfraktion eine Kleine Anfrage zu Hintergründen und Details gestellt. Die Antwort liegt jetzt vor (Bundestags-Drucksache 19/8583). Dazu erklären die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete und Initiatorin der Parlamentsgruppe Bahnlärm Tabea Rößner und der bahnpolitische Sprecher der Fraktion Matthias Gastel:

Tabea Rößner:

„Die Antworten der Bundesregierung sind ein Eingeständnis der eigenen Kurzsichtigkeit. Seit Jahren weisen wir auf die Überlastung der Mittelrheintrasse hin, doch getan hat sich bis vor Kurzem nichts. Der Unfall bei Unkel zeigt in aller Deutlichkeit, dass hier nicht mal mehr auf Kante genäht wird, sondern die Bahnstrecke aus allen Nähten platzt. Er ist Symptom einer verfehlten Verkehrspolitik. Fast 260 Züge und über 13.000 Reisende waren durch Total- und Teilausfällen oder Verspätungen in Folge des Unfalls betroffen. Und wenn selbst die linksrheinische Ausweichstrecke vom Verkehrsministerium schon jetzt  als überlastet deklariert wird, muss ich mich fragen, wie lange eine Alternativtrasse noch verschlafen werden soll oder kann. Damit wird auch deutlich, dass die bisherige Nutzen-Kosten-Rechnung weit an der Realität vorbei geht . Weder trägt sie solchen Ereignissen noch der wirtschaftlichen Notwendigkeit und schon gar nicht den gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung Rechnung. Andreas Scheuer und Enak Ferlemann sollten sich die Antworten ihres Hauses noch einmal ganz genau anschauen und die Alternativtrasse mit aller Kraft vorantreiben. Darüber hinaus müssen dringend auch Maßnahmen ergriffen werden, um Gefahrenpotenziale und Lärmbelastung kurzfristig für die Menschen im Mittelrheintal zu minimieren.“

Matthias Gastel:

„Die Bundesregierung muss einräumen, dass die Auslastung der Strecke bei Unkel als Teil des Abschnitts zwischen Troisdorf und Koblenz im Durchschnitt bei 100 Prozent liegt. Schon heute sind auf dem rechtsrheinischen Abschnitt pro Tag fünf Fernverkehrszüge, 64 Nahverkehrszüge und 128 Güterzüge unterwegs. Doch nach Angaben des Verkehrsministeriums würde sich eine Alternativtrasse wirtschaftlich erst dann rechnen, wenn sich die Verkehrsmenge auf der Mittelrheinstrecke verdoppelt. Diese Rechnung kann nicht aufgehen – sie ist faktisch unmöglich. Wie das alles zusammenpassen soll weiß wohl nur Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.“

Hintergrund:

Am 6. Februar 2019 gegen 23 Uhr gerieten auf der rechten Rheinstrecke  Güterwaggons in Brand. Einige Waggons waren mit Spraydosen beladen, die in Flammen aufgingen und in die Umgebung geschleudert wurden. Der Lokführer eines Gegenzuges erkannte den Brand und informierte umgehend die entsprechende Leitstelle der Deutschen Bahn. Der Zug mit den brennenden Waggons kam in Unkel am Rhein zum Stehen. In der parallel verlaufenden Siebengebirgsstraße in Unkel wurden rund 60 Personen aus Sicherheitsgründen evakuiert. Die Bahnstrecke blieb mehrere Tage voll gesperrt. Nach Angaben des Eisenbahn-Bundesamtes handelt es sich bei ca. 20 Prozent der transportierten Güter um Gefahrgut.

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