Delegationsreise nach Botswana, Namibia und Südafrika

Die Delegationsreise nach Afrika führte uns nach Botswana, Namibia und auch nach in Südafrika – das Land, mit dem ich mich seit frühster Jugend beschäftigt habe. Damals engagierte ich mich in einer Anti-Apartheid-Gruppe, rief zum Boykott von Früchten aus Südafrika auf, demonstrierte für die Freilassung Nelson Mandelas und seiner Mitstreiter. Heute führen wir, die Delegation der SADC-Parlamentariergruppe des Bundestags, Gespräche mit Mitgliedern des Parlaments über die Zukunft Südafrikas. Und auch wenn das Land schon einen weiten Weg gegangen ist und seine Demokratie auf einer modernen Verfassung gründet, sind die Herausforderungen groß. Noch immer ist die Schere zwischen Arm und Reich groß. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, in der jungen Bevölkerung ist jeder Zweite ohne Job. Trotzdem kommen viele Menschen aus anderen Ländern her, um sich hier eine bessere Zukunft aufzubauen. Es gibt große Potenziale, die noch lange nicht gehoben sind. Das Land verfügt über Sonne und Wind satt, dennoch habe ich noch kein Windrad gesehen. Stattdessen setzt die Regierung auf konventionelle Energie und plant sechs Atomkraftwerke. Und leider gibt es Korruption und Vetternwirtschaft. Trotzdem sind die Menschen hoffnungsvoll und wollen ihr Land voranbringen.

Ebenfalls trafen wir uns mit Aktivisten der Bench Marks Foundation die das Wasser in Südafrika analysieren und uns zeigten, wie belastet es ist. Uran, Strontium, Kupfer und Eisen kann man durch die Färbung erkennen. Das giftige Wasser verunreinigt auch das Grundwasser, weshalb Johannesburg mit Wasser aus dem 300 km entfernten Lesotho versorgt wird.

Danach ging es nach Botswana. Auch wenn Botswana immer als demokratisches Musterland Afrikas galt und die politische Lage seit seiner Unabhängigkeit 1960 stabil ist, liegen einige Dinge im Argen: Es gibt nach wie vor die Todesstrafe (zuletzt 2013 vollstreckt), die Situation der Basarwa im Central Kalahari Game Reserve ist prekär, Homosexualität steht unter Strafe, und Journalisten fürchten eine Einschränkung der Pressefreiheit, nachdem der Chefredakteur einer Zeitung wie auch sein Anwalt nach einem Bericht über den Autounfall des Präsidenten (wurde dementiert) kurzzeitig inhaftiert wurden. Immerhin ging die Opposition aus den Wahlen im Oktober 2014 gestärkt hervor.

Im Umweltministerium diskutierten wir vor allem über Kaza, ein grenzüberschreitendes Park-Projekt der Länder Namibia, Angola, Sambia, Zimbabwe und Botswana im Gebiet von Kavango und Zambezi. Zum Teil sind die Grenzzäune schon abgebaut. Dort können Elefanten wieder ihren alten Routen folgen – wenn sie denn nicht zB in Angola erschossen werden. Auch hier ist Wilderei großes Thema. Davon sind in Botswana – anders als in Südafrika – vor allem Elefanten betroffen. Hier verfolgt man die Sensibilisierung der Bevölkerung, aus der aufgrund der Bedeutung der Parks für den Tourismus Hinweise auf Wilderer kommen. Neben professionellen paramilitärischem Kräften setzt Botswana auch auf Unterstützung von Freiwilligen beim Kampf gegen Wilderei.

Namibia – die dritte und letzte Station unserer Delegationsreise. Das Land, das meine Familie so stark geprägt hat, das mir vertraut und doch so fremd ist, in dem meine zweite Schwester geboren wurde und ein guter Freund tödlich verunglückte und das ich trotz dieser Verbindungen noch nie bereist habe.
Mit wem wir auch in Namibia auf politischer Ebene gesprochen haben, war der Völkermord an den Herero und Nama durch die Deutschen Thema. Nach der Diskussion über den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren sollte auch der blutige Krieg gegen Herero und Nama als Völkermord politisch und historisch anerkannt werden. Schließlich gab es den sogenannten Vernichtungsbefehl des Generalleutnants Lothar von Trotha nach dem niedergeschlagenen Aufstand der Herero 1904, der besagte: „Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen.“ Viele Herero flohen damals in die Omaheke-Wüste und verdursteten.

Am letzten Tag unseres Delegationsbesuchs in Namibia besuchten wir ein Herero-Dorf – etwa eine Stunde von Windhuk entfernt, wo mit Geldern der Sonderinitiative des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eine Schule und ein Heim für Kinder aus umliegenden Dörfern finanziert wurden.

 

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  1. Renate Ammann

    Liebe Tabea, schön, dass Du Dich für den Erhalt der Gutenbergbuchhandlung einsetzt. Ich war auch ziemlich entsetzt, als ich von der beabsichtigten Schließung hörte! Welche Chancen siehst Du noch, das abzuwenden?

    Liebe Grüße aus Mainz

    Renate

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