Freiheit für Vicdan Şahin Özerdem!

Seit ihrem Sommerurlaub hält sich die türkische Journalistin Vicdan Şahin Özerdem, die seit acht Jahren in Mainz lebt, in einem kroatischen Haftkrankenhaus auf. Ein Auslieferungsantrag der Türkei wurde von einem kroatischen Gericht für zulässig erklärt. Dazu erklärt die Mainzer Bundestagsabgeordnete und medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tabea Rößner:

Der Fall von Frau Özerdem zeigt auf, dass die Türkei noch allerhand tun muss, um die Medien- und Pressefreiheit im Land zu garantieren. Die türkische Journalistin schrieb für ein oppositionelles Blatt. Sie wurde in der Türkei zu dreißig Jahren Haft verurteilt – aus fadenscheinigen Gründen. Ihr wurden terroristische Aktivitäten zur Last gelegt. Damit erging es ihr wie viele andere regierungskritische Journalisten.

Die Türkei will Mitglied der Europäischen Union werden. Dazu muss sie die Menschenrechte anerkennen, insbesondere die Meinungs- und Pressefreiheit als wichtigste demokratische und international anerkannte Güter.

Mit meinem Brief an den türkischen Botschafter appelliere ich an ihn, sich für die Rücknahme des Auslieferungsantrages von Frau Özerdem an die Türkei einzusetzen. Den kroatischen Botschafter fordere ich auf, die Auslieferung an die Türkei zu verhindern.

Das Schicksal von Vicdan Şahin Özerdem berührt derzeit viele Menschen. In Mainz haben Freundinnen und Freunde der Familie ein Komitee gegründet, das sich für ihre Auslieferung nach Deutschland einsetzt. Ich freue mich, dass sich so viele Politikerinnen und Politiker öffentlich für die türkische Journalistin stark machen. Ich hoffe, dass die Ungewissheit für Vicdan Özerdem bald ein Ende hat und wir sie hier bald wieder begrüßen können. Bis dahin wünsche ich den Angehörigen und den Mitstreiterinnen und Mitstreitern viel Kraft und Ausdauer.

Hintergrund:
Die in Mainz lebende Frau wurde während ihres Familienurlaubs am 25. Juli 2012 in Kroatien aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen. Die Türkei beantragte die Auslieferung von Frau Özerdem. Mitte September erklärte ein kroatisches Gericht die Auslieferung in die Türkei für zulässig. Frau Özerdem hält sich zur Zeit wegen ihres sehr schlechten Gesundheitszustandes im Haftkrankenhaus in Zagreb auf. Verwandte, die Frau Özerdem besuchen durften, berichten über eine dramatische Verschlechterung ihrer gesundheitlichen Verfassung. Sie hat sehr große Angst, an die Türkei ausgeliefert und dort erneut inhaftiert zu werden. Frau Özerdem hat bereits zehn Jahre einer Haftstrafe in der Türkei gesessen. Wegen gesundheitlicher Probleme wurde ihr vor acht Jahren eine Haftunterbrechung gewährt. Zur Untersuchung flog sie in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie als Flüchtling nach der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt wurde. Inzwischen besitzt sie eine Niederlassungserlaubnis. Sie lebt in Mainz und hat einen 7jährigen Sohn.

Seit ihrer Haft in der Türkei leidet sie unter einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung, die eine Folge der Inhaftierung und Misshandlung in der Türkei ist. Die Gefahr einer Retraumatisierung mit der akuten Gefahr suizidaler Handlungen wird auch in aktuellen psychiatrischen Gutachten festgestellt.

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