Nazis aus dem Stadion halten: Info-Veranstaltung mit DFB-Präsident Theo Zwanziger

„Schade, dass eine solche Veranstaltung durchzuführen ist. Man sieht aber, dass sie nötig ist.“ So leitete der Präsident des Deutschen Fußballbundes Theo Zwanziger die Diskussionsrunde „Rechtsextremismus im Sport“ ein. Zu dieser hatte der Verein „Rheinhessen gegen Rechts“, dessen stellvertretende Vorsitzende Tabea ist, in das Ingelheimer Kinder- und Jugendzentrum Yellow eingeladen – über 100 Interessierte kamen als BesucherInnen, darunter der Präsident von Mainz 05, Harald Strutz. Neben Zwanziger kamen Expertinnen und Experten aus den Vereinen und der Sozialarbeit zu Wort.

Zwanziger setzte sich schon vor seiner Amtsübernahme 2004 für die Aufarbeitung des Fußballbundes im Nationalsozialismus ein. Mit seiner Rede machte er deutlich, wie wichtig die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus ist: „Die Mehrheit hat nur dann Gewicht und Format, wenn sie mit Minderheiten umgeht. Erst durch Minderheiten werden Gesellschaften vielfältig.“

„Vielfältig“ lautete auch das Stichwort, mit dem Tabea die Talkrunde einleitete. Sie erinnerte daran, wie bunt die deutsche Nationalmannschafte dank SpielerInnen wie Mesut Özil, Sami Khedira oder Fatmiere Bajramaj mittlerweile geworden sind. Doch sei nicht alles Sonnenschein. So erwähnte Tabea den Fall Gerald Asamoah, der schwarze Nationalspieler verklagte mit Erfolg die NPD, die ihn in einem Flugblatt diffamiert hatte.

Die positiven wie die negativen Beispiele, die Probleme wie die Lösungen waren das Thema der Talkrunde. Über Möglichkeiten der Prävention berichteten in der Runde die Expertin für Kriminalprävention Angelika Ribler und der Vertreter des Beratungsnetzwerkes Rheinland-Pfalz, Andreas Belz. Ihr Tipp: Rechtzeitig eingreifen und Trainer mit rechtsextremen Ansichten ausschließen. So würde Schaden frühzeitig vermieden. Ebenso wichtig sei es zu informieren, selbst die Mitglieder in den Vereinen seien oft ahnungslos. Der Vorsitzende der Spielvereinigung Ingelheim, Wolfgang Bärnwick, erklärte die Situation der Ehrenamtlichen in den Vereinen: „Wir bezeichnen uns selbst als unpolitisch.“ Diese Haltung müsse korrigiert werden, ermahnte Zwanziger: Durch den weiten Zuspruch von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten seien diese vermeintlich unpolitischen Menschen sogar ein wichtiges Organ der Politik.

Dr. Ohle Wrogmann vom Landessportbund stellte Aussteiger-Programme und die Internetseite www.komplex-rlp.de vor, auf der sich Eltern und Jugendliche zu dem Thema informieren können. Wenn solche Angebote angenommen würden und bei der Trainerausbildung noch mehr Wert auf das Entdecken von rechtsextremen Ansichten gelegt wird, dann sei es möglich, den Einfluss der rechtsradikalen Demagogen klein zu halten. Veranstaltungen wie diese sind dafür unbedingt nötig. Von ihrer Arbeit berichteten auch Andreas Müller von der Präventionsagentur des Landes und der Fanbeauftragte von Mainz 05, Dirk Weber.  prde

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