Udo Lindenberg und das Politische: Mit dem Verein Lebenshilfe durch Berlin

Titel geben den Charakter einer Veranstaltung oft nur recht unzulänglich wider. So kann ein Punkt auf der Tagesordnung zum Beispiel den schnöden Namen tragen: „Stadtrundfahrt durch die Bundeshauptstadt – an politischen Gesichtspunkten orientiert“ – und am Ende dreht sich alles um Udo Lindenberg.

Aber der Reihe nach: Zwölf Bewohnerinnen und Bewohner von Wohngruppen der Lebenshilfe sind mit einer Gruppe der Mainzer Bundestagsabgeordneten Tabea Rößner auf Wahlkreisfahrt nach Berlin gefahren. Die Lebenshilfe ist eine GmbH, die sich für die Belange von Menschen mit psychischen Behinderungen einsetzt. Ziel ist, ein möglichst selbst bestimmtes Leben zu führen.

Wahlkreisfahrten dauern vier Tage, auf dem Programm stehen Besuche im Reichstag, in Ministerien, Museen oder an Gedenkstätten. Und eben die Stadtrundfahrten, die politisch gewichtet sind – zumindest so lange, bis ein prominentes Gesicht auftaucht: Eben das von Udo Lindenberg. Der checkte gerade aus einem Charlottenburger Nobelhotel aus, um in seinen Porsche einzusteigen, als der Bus mit der Mainzer Gruppe vorbei fuhr. Alle Augen folgten dem Mann mit dem Hut. Reichstag, Brandenburger Tor oder Checkpoint Charly rutschten in Nebenrollen ab.

Der eigentliche Zweck der Reise – die politische Bildung kam aber auch nicht zu kurz. Zum Programm gehörte unter anderem ein Besuch im Sozialministerium. Dieser war auf Wunsch der Lebenshilfe arrangiert worden. Die Gruppe hoffte auf Antworten zu Fragen, die ihren direkten Alltag betreffen. In diesem Sinne floppte der Punkt ein wenig. Statt Diskussionen mit politischen Verantwortlichen gab es einen Vortrag über das Organigramm des Ministeriums – gehalten von einem PR-Mitarbeiter.

Andere Termine waren deutlich spannender. Etwa ein Besuch Kreuzbergs. Mitarbeiter des Kreuzberg-Museums erklärten, wie es zu der Wohnsituation von Türken in dem einst an der Mauer gelegenen Stadtteil gekommen ist – und wie viel der derzeit gerne verbreiteten Vorurteile komplett falsch sind. Im Bundestag erlebten die Besucherinnen und Besucher eine Debatte zu Kosten der Kultur. Und im Fraktionssaal der GRÜNEN, einem der vier Reichstagstürme, beantwortete die einladende Abgeordnete, Tabea Rößner, Fragen zu politischen Inhalten und Alltag im Bundestag.

„Ich habe mich sehr über die Anfrage der Lebenshilfe gefreut, ob ich ihnen Plätze in einer Wahlkreisgruppe reservieren lassen kann“, sagt Rößner. Mit insgesamt 16 von 50 Teilnehmern stellte die Lebenshilfe die größte Gruppe. Auch war der Organisationsaufwand im Vorfeld ein wenig höher. „Auf der Fahrt selbst war davon aber nichts mehr zu merken. Fragen etwa kamen von allen Mitfahrenden gleichermaßen.“

Jeder Bundestagsabgeordnete aus Mainz kann drei mal im Jahr zu Wahlkreisfahrten einladen. Anmeldungen bei Tabea Rößner sind mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr möglich. Das zuständige Büro ist telefonisch unter der Nummer 0631-31090226 zu erreichen – oder per Mail unter kaiserslautern@tabea-roessner.de.

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