Nervosität wich schnell

Die Idee kam vom Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft. Und sie war gut: Abgeordnete erhalten die Chance, sich per Praktikum einen Eindruck zu verschaffen, wie die Entscheidungen, die sie als fachpolitische SprecherInnen beraten, sich vor Ort auswirken. Für mich als demografiepolitische Sprecherin lag es da nahe, einen Tag Dienst in einem Altenpflegeheim zu übernehmen.

Mit der Altenpflege verbindet mich auch Privates. In meiner Familie lebte auch meine damals an Parkinson erkrankte Großmutter. Da meine Eltern oft beruflich verhindert waren und weil sie auch Urlaub von der Pflege brauchten, habe ich als Jugendliche die Pflege regelmäßig übernommen. In der Zeit habe ich gelernt, wie schön aber auch gleichzeitig belastend die Pflege eines alten Menschen sein kann.

Die Nervosität bei Mundus wich recht schnell. Das Team um Direktorin Dorothee Herting begrüßte mich sehr freundlich. Und als Zeichen, dass ich dazu gehörte, gab es gleich ein Team-Hemd und ein Namensschild zur Begrüßung. Die Jeans erwies sich als gute Wahl.

Als Neuling wurde ich zuerst für leichtere Aufgaben eingesetzt. Frühstück machen zum Beispiel. Das war sehr nett, da die Damen in Plauderlaune waren und mir von sich erzählten. Etwa wie sie als Kind in Mainz lebten. Noch sind in den Seniorenheimen die Damen in der Überzahl.
Das wird sich aber bald ändern, wie mir Mundus-Geschäftsführer Udo Pohler erzählte. Der durch den Krieg verursachte Effekt wird immer weniger eine Rolle spielen und der Anteil der Männer im Seniorenalter wachsen. Die Altenpflege wird sich darauf einstellen müssen. Deshalb werden vor allem mehr männliche Pfleger benötigt. Dann vielen Senioren sei es lieber, von Pflegern gleichen Geschlechts betreut zu werden.

praktikum_tabea_pflegeheimDurch meinen Einsatz beim Frühstück hatte ich mir offensichtlich Vertrauen erworben. Auf jeden Fall durfte ich danach in der so genannten Grundpflege ran. Das heißt: Den Menschen beim Aufstehen zu helfen, beim Waschen, Pflegen, Ankleiden. Da meine Bewohnerin, für die ich mit zuständig war, sich für Politik interessierte, ergab sich bei der Arbeit ein nettes und interessantes Gespräch.

Aus der praktischen Arbeit und aus den Gesprächen mit Pflegeteam, Heim-Leitung und dem BewohnerInnen-Beirat ergaben sich wichtige Informationen für meine künftige Tätigkeit in Berlin. Ein wichtiger Aspekt wird die Aufwertung des Pflegeberufes sein. Da die Altenpflege immer mehr Aufgaben übernimmt, die früher von Krankenhäusern erledigt wurden, nähern sich Alten- und Krankenpflege in der Praxis an. Entsprechend muss Ausbildung und Bezahlung der Altenpfleger aufgewertet werden.

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